Der Schienbeinbruch

 

Die Anatomie

Das knöcherne Skelett des Unterschenkels besteht aus dem kräftigeren Schienbein (Tibia) und dem annähernd parallel dazu verlaufenden Wadenbein (Fibula), die durch Bänder und einer bindegewebigen Membran (Membrana interossea cruris) miteinander verbunden sind. Das Schienbein reicht vom Schienbeinkopf, der den unteren Teil des Kniegelenkes bildet, über den Schaft bis zum oberen Sprunggelenk, wo es am Innenknöchel endet.

 

Wie kann es zu einem Schienbeinbruch kommen?

Sind sowohl das Schien- als auch das Wadenbein gebrochen, spricht man von einer kompletten Unterschenkelfraktur, ist das Wadenbein noch intakt, dann von einem isolierten Schienbeinbruch. Hierzu kann es sowohl durch direkter, wie zum Beispiel einen Schlag oder einen Tritt, als auch indirekter Gewalteinwirkung, beispielsweise durch Verdrehen oder Stauchung des Beines, kommen.

Seltenere Ursachen sind eine Überlastung des Knochens, die in einen Ermüdungsbruch münden kann, oder Grunderkrankungen wie zum Beispiel eine Osteoporose.

 

Wie wird der Schienbeinbruch festgestellt?

Es wird zwischen geschlossenen und offenen Schienbeinbrüchen unterschieden. Bei den offenen Brüchen sind Haut und Weichteile verletzt und die Knochenbruchenden sichtbar. Bei geschlossenen Verletzungen kann die körperliche Untersuchung, bei der zum Beispiel eine Fehlstellung oder ein spürbares Knirschen (Krepitationen) möglich ist, bereits erste Hinweise geben.

In der Bildgebung kommt primär das Röntgen zum Einsatz, das in den meisten Fällen den Bruch aufdecken kann und Informationen über den Bruchverlauf liefert. Weitere bildgebende Verfahren sind bei einfachen Brüchen ohne relevanten Begleitverletzungen in der Regel nicht notwendig.

 

Wie wird der Schienbeinbruch behandelt?

Ob eine operative oder eine konservative (nicht-operative) Therapie stattfindet und wie diese dann genau gestaltet wird, hängt von der Art und Lokalisation des Bruches ab sowie von möglichen Begleitverletzungen.

 

Welche Komplikationen können auftreten?

Bei einem Schienbeinbruch, und auch nachfolgend im Rahmen dessen Therapie, sind unterschiedliche Komplikationen möglich. So können zum Beispiel Gefäße und Nerven direkt oder, nach Entstehung eines sogenannten Kompartement-Syndroms, bei dem es durch das Hämatom zu einem zu hohen Druck in einer Muskelloge kommt, indirekt geschädigt werden.

Wächst der Knochen nicht ausreichend zusammen und bildet sich ein unechtes Gelenk, spricht man von einer Pseudarthrose, die eine weitere mögliche Komplikation nach einem Schienbeinbruch darstellt. Auch ein Zusammenwachsen in Fehlstellung kann später zu Problemen führen.

In der Nachbehandlung, bei der das Bein initial ruhiggestellt bzw. nicht voll belastet wird, besteht ansonsten auch die Gefahr einer Thrombose, also eines Gefäßverschlusses durch ein Blutgerinnsel.

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis