Der Kahnbeinbruch an der Hand
Als „Kahnbein“ werden im Deutschen zwei verschiedene Knochen im menschlichen Körper bezeichnet. Zum einen das Os scaphoideum (auch Skaphoid genannt), das sich in der Handwurzel befindet, und zum anderen das Os naviculare der Fußwurzel.
Im Folgenden soll die Scaphoidfraktur, der häufigste Bruch der Handwurzel, erläutert werden.
Entstehung
Der häufigste Unfallmechanismus einer Skaphoidfraktur ist der Sturz auf die ausgestreckte Hand. In Sportarten wie Fußball und Handball kommen solche Verletzungen eben durch Stürze vor, sind beim Abwehrversuch eines wuchtigen Schusses oder Wurfes mit der Hand durch den Aufprall des Balles und Überstreckung des Handgelenkes aber auch möglich.
Symptome
Bei einer Skaphoidfraktur kommt es zu Schmerzen und manchmal auch zu einer Schwellung im Bereich des daumenseitigen Handgelenkes. Typisch ist zudem ein Druckschmerz im Speichengrübchen, der sogenannten Tabatière, einer dreieckigen Vertiefung, die an ihren Längsseiten durch drei Sehnen, die den Daumen strecken, gebildet wird.
In manchen Fällen ist die Symptomatik jedoch nicht so ausgeprägt, so dass die Verletzung nicht ausreichend ernst genommen und als Verstauchung bagatellisiert wird. In den darauffolgenden Tagen nehmen die Schmerzen weiter ab und meistens bleibt daher ein Arztbesuch aus, was aber schwerwiegende Folgen haben kann.
Diagnostik
Oft ist die Kahnbeinfraktur in der ersten Röntgendiagnostik nicht nachweisbar, so dass bei entsprechendem Verdacht eine weiterführende Bildgebung im Sinne einer Kernspintomographie (MRT) erfolgen sollte und abhängig davon dann evtl. auch eine Computertomographie (CT). Liegt ein Kahnbeinbruch vor, so kann hierdurch eine für die spätere Therapie ausschlaggebende Klassifikation und Einteilung in stabilen und instabilen Brüchen vorgenommen werden.
Von Bedeutung ist hierbei auch die Besonderheit, dass das Kahnbein rückwärts durchblutet wird, also von körperfern nach körpernah. Aufgrund der schlechteren Durchblutung ist die Heilung körpernaher Brüche somit problematischer.
Therapie
Abhängig der Art und Lage des Bruches wird eine operative oder konservative, also nicht operative, Therapie durchgeführt. Bei der Operation wird meistens über einen kleinen Schnitt eine kanülierte Schraube eingesetzt (Herbert-Schraube), die konservative Therapie sieht eine mehrwöchige Ruhigstellung im Gips vor.
Eine häufige Komplikation: Die Pseudarthrose
Eine der häufigsten Komplikationen der Kahnbeinfraktur ist die Pseudarthrose, also die unvollständige Knochenheilung mit Ausbildung eines Falschgelenkes, die über die Jahre zu einer Arthrose und zu einem Kollaps der gesamten Handwurzel münden kann. Bleibt eine Kahnbeinfraktur unerkannt und somit unbehandelt, ist das Risiko für eine Pseudarthrose höher.
Dr. med. Simeon Geronikolakis