Folgen und Gefahren von Kälte beim Sport

 

Kältebedingte Beschwerden und Erfrierungen kommen nicht nur im Wintersport vor. Bei entsprechend niedrigen Temperaturen besteht die Gefahr auch in anderen Sportarten, wie im Laufsport oder sogar auch im Fußball. So zog sich zum Beispiel der Wolfsburger Spieler Josuha Guilavogui im Januar 2016 Erfrierungen an den Zehen und musste das Mannschaftstraining aussetzen.  

 

Die Auswirkungen von Kälte auf den Körper

Eine Herabsetzung der Lufttemperatur löst eine Gefäßverengung (Vasokonstriktion) aus und setzt dort die Durchströmungsgröße herab, womit die Wärmeabgabe nach außen verringert wird. Hierdurch versucht der Organismus die Isolationskapazität der Haut und des darunter liegenden Fettgewebes zu erhöhen. Der Nachteil ist jedoch eine schnelle Abkühlung des betroffenen peripheren Gewebes. Bereits bei nasskaltem Wetter über 0°C kann es bei langer Einwirkungsdauer (über 12 Stunden) besonders in den Beinen zur Schädigung der Blutgefäße und Nerven kommen, auch ohne sichtbare Erfrierung.

 

Erfrierungen

Erfrierungen sind lokalisierte Kälteschäden als direkte Folgen einer mehr oder minder lang dauernden Exposition eines Körperteils bei einer Temperatur unter 0°C, wobei Wind und Feuchtigkeit die Kältewirkung um vieles verstärken können. Menschliches Gewebe friert bei -2°C und erste Veränderungen im Blutplasma treten bereits bei +10°C auf.

Daher müssen schon bei Außentemperaturen unter +10°C die Akren (Hände, Zehen, Ohren etc.) durch isolierende Kleidung gut geschützt werden. Die Akren haben eine große relative Oberfläche (d.h. Körperoberfläche dividiert durch ihr Gewicht), deshalb geht an diesen Stellen schnell Wärme verloren und es kann hier frühzeitig zu Erfrierungen kommen, vor allem wenn zusätzlich aus anderen Gründen eine schlechte Durchblutung besteht. Es gilt: Je tiefer die Außentemperatur, desto früher können sog. Frostbisse und Frostbeulen entstehen.

Darüber hinaus wirkt sich eine Druckbelastung auf die betroffenen Körperstellen, zum Beispiel durch zu enges Schuhwerk, auch ungünstig aus, da hierdurch die Durchblutung verringert und der Schaden verstärkt wird.   

 

Weitere kältebedingte Beschwerden und Folgen

Eine der ersten Folgen einer Abkühlung ist das sogenannte Kältezittern, womit der Körper versucht die Stoffwechselrate und somit den Energieumsatz und die Wärmeproduktion zu erhöhen.

Bei Kälte kommt es zudem auch leichter zu einer Dehydrierung (Austrocknung durch Wasserverlust) durch einerseits verstärkten Harndrang und andererseits vermehrter Atmung und vermehrten Flüssigkeitsverlust über die Atemwege. Da kalte Luft besonders trocken ist, führt das Atmen kalter Luft zu Hustenreiz und begünstigt das sogenannte Kälteasthma. Durch das Austrocknen der Nasenschleimhäute tritt häufig auch Nasenbluten auf.

Nicht zu vergessen ist außerdem, dass es bei extremer Kälte zu einer Unterkühlung kommen kann, die bereits bei einer Körperkerntemperatur von +32°C symptomatisch wird. Bei unter +28°C kann es schließlich zu einem Kammerflimmern des Herzens und einem Atemstillstand kommen.

 

Die Rolle der Ernährung in der Entstehung von Körperwärme

In der Entstehung von Körperwärme spielen mehrere Faktoren eine Rolle, so auch die Ernährung. Unter anderem auch zur Erhaltung der Körperwärme braucht der menschliche Organismus Energie, die er aus der Verbrennung (Oxidation) der Nährstoffe Kohlenhydrate, Fett und zum Teil auch Eiweiß bezieht. Die Energie, die beim Transport, Umbau und Speicherung der Nährstoffe verwendet wird, führt zu einer Wärmeentstehung (daher der Begriff „nahrungsinduzierte Thermogenese“).

 

Zur optimalen Wärmeentstehung sollte insgesamt vor allem auf eine ausreichende Zufuhr an Kohlenhydraten geachtet werden, da diese der wichtigste Energieträger im Belastungsstoffwechsel sind.

Menschen, die viel frieren, sollten auf Speisen, die den Organismus kühlen, beispielsweise Schweinefleisch, Milchprodukte und Südfrüchte, sowie auf kohlensäurehaltige Getränke verzichten. Stattdessen sollten zum Beispiel Ingwertee, Rindsuppe, Lammeintopf, gedünstetes Gemüse oder Eier bevorzugt werden, und ebenso knoblauchreiche Ernährung, die durchblutungsfördernd wirkt.

 

Durch scharfe Gewürze (wie Chili, Paprika oder Pfeffer) und Kräuter wird die Durchblutung ebenfalls angeregt und der Körper von innen her gewärmt. Auf Nikotin sollte allemal verzichtet werden, denn es ist allgemein bekannt, dass dieser zu Gefäßverengungen führen kann. Auch zu viel Koffein, zum Beispiel durch Cola oder Kaffee, kann dazu führen. Vielmehr sind als geeigneter Flüssigkeitsersatz nach sportlicher Belastung isotonische Getränke zu bevorzugen, die, neben Wasser, Elektrolyte und Kohlenhydrate enthalten. 

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis