Der Gleitwirbel (Spondylolisthese)

 

Was versteht man unter einer Spondylolisthese und welche Ursachen gibt es dafür?

Unter einer echten Spondylolisthese (oder auch Spondylolisthesis vera) versteht man das Abgleiten eines Wirbelkörpers über den nächsttieferen Wirbel nach vorne, im Volksmund Wirbelgleiten oder auch Gleitwirbel genannt. Die Ursache dafür ist eine entweder angeborene (Fehlbildung) oder (zum Beispiel durch einen Ermüdungsbruch) erworbene Unterbrechung der Wirbelbögen (Spondylolyse).

Davon abzugrenzen sind die unechte Spondylolisthese (Pseudospondylolisthesis), bei der es durch degenerative Veränderungen, zum Beispiel der Bandscheiben und der Bänder, zu einem Wirbelgleiten kommt, und die Retrolisthese, die sich durch ein Gleiten des Wirbelkörpers nach hinten äußert. Bei diesen beiden Formen liegt keine Spondylolyse vor.

 

Wo und bei wem kommt das Wirbelgleiten am häufigsten vor?

In den meisten Fällen ist die Lendenwirbelsäule betroffen und hier insbesondere die untersten zwei Segmente, also die Segmente L5/S1 (80% der echten Spondylolisthesen an der Lendenwirbelsäule) und L4/5 (80% der degenerativen Spondylolisthesen an der Lendenwirbelsäule).

Rund 2-4% der Bevölkerung in Europa sind betroffen, Jungen etwas häufiger als Mädchen, wobei Kinder und Jugendliche in stark die Wirbelsäule belastenden Sportarten bzw. Disziplinen (wie zum Beispiel Speerwurf, Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Judo, Ringen) ein deutlich höheres Risiko aufweisen.

 

Welche Symptome treten auf?

In vielen Fällen und vor allem im Anfangsstadium ist die Spondylolisthese asymptomatisch und wird nur als Zufallsbefund entdeckt. Später können leichte unspezifische Kreuzschmerzen auftreten, die mit Fortschreiten der Erkrankung zunehmen oder in die Beine, manchmal auch mit begleitenden neurologischen Symptomen wie Gefühlsstörungen oder Lähmungen, ausstrahlen können. Zudem wird ab und zu auch ein Instabilitätsgefühl angegeben.

 

Wie wird das Wirbelgleiten diagnostiziert?

Im fortgeschrittenen Stadium kann sich in der körperlichen Untersuchung charakteristischerweise ein sogenanntes Sprungschanzenphänomen zeigen, eine tastbare Stufe an der Lendenwirbelsäule. Gesichert wird die Spondylolisthese durch eine seitliche Röntgenaufnahme, auf der dann auch der Schweregrad des Gleitens bestimmt werden kann (Gradeinteilung nach Meyerding). Zusätzlich sind manchmal auch Röntgenfunktionsaufnahmen notwendig, die in maximaler Vorbeugung und maximaler Überstreckung angefertigt werden.

In Einzelfällen kann die Diagnostik durch weitere bildgebende Verfahren, beispielsweise einer Kernspintomographie (MRT), ergänzt werden.

 

Wie sieht die Behandlung des Wirbelgleitens aus?

Die Therapie der Spondylolisthese ist immer individuell und abhängig des Schweregrades zu gestalten und zielt primär darauf die Symptome zu reduzieren oder gar zu beseitigen sowie eine weitere Progredienz des Wirbelgleitens zu verhindern.

Es ist in erster Linie eine fachärztliche Beratung notwendig, die die alltäglichen, beruflichen und vor allem sportartspezifischen Belastungen des Betroffenen berücksichtigen sollte. Bei Übergewicht kann sich eine Gewichtsreduktion positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. In der Krankengymnastik werden spezielle Übungen erlernt und zunächst unter physiotherapeutischer Assistenz die Rücken- sowie Bauchmuskulatur gezielt gestärkt um die Wirbelsäule zu stabilisieren, was dann auch langfristig in Eigenregie stattfinden sollte. Darüber hinaus kommen manchmal Medikamente und Orthesen oder Bandagen zum Einsatz. Die Therapie und der Verlauf sollten regelmäßig, in gewissen Abständen auch radiologisch,

kontrolliert werden.

Abhängig vom Ausmaß des Wirbelgleitens, dem Verlauf mit evtl. Fortschreiten des Gleitprozesses, den Beschwerden sowie dem Leidensdruck des Betroffenen kann in manchen Fällen auch die Indikation zu einer operativen Versorgung gestellt werden.

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis