Schmerzmittel im Sport

 

Schmerzen im Sport

Eine sportliche Betätigung wird aus ärztlicher Sicht sehr häufig angeraten, da sie zweifellos Schmerzen lindern bzw. überhaupt körperliche Beschwerden vorbeugen kann. Jedoch kommen im Sport, speziell im Leistungssport, auch oft Verletzungen und Überlastungsschäden vor, die Schmerzen verursachen können. Schmerzen, die den Sportler daran hindern, seine volle Leistungsfähigkeit abzurufen und somit den persönlichen und/oder mannschaftlichen sportlichen Erfolg gefährden.

Folglich wird auf der Suche nach schnellen Lösungen zur Beschleunigung der Heilungsprozesse und insbesondere zur Schmerzreduktion oft und sehr rasch zu Schmerzmitteln gegriffen.  Doch während manche dieser Medikamente zwar einen gewünschten therapeutischen Effekt haben und in der Behandlung des Athleten bei entsprechender Indikation, unter Beachtung der Dosierung, des Einnahmezeitraumes und möglicher Kontraindikationen, zum Einsatz kommen, passieren leider im Umgang mit Schmerzmitteln sehr viele Fehler, die schwerwiegende Folgen haben können.

 

Kaschierung von Problemen

In erster Linie birgt die Schmerzmitteleinnahme die Gefahr einer Überlastung von Gelenken, Knochen, Sehnen und Muskeln bzw. einer Verschlimmerung einer bereits vorliegenden oder erst während der sportlichen Betätigung aufgetretenen Verletzung, da die physiologische Warnfunktion des Körpers ausgeschaltet wird. So kann zum Beispiel aus einer nicht beachteten Muskelzerrung ein Muskelfaser- oder Muskelbündelriss entstehen, was eine deutlich längere Ausfallzeit des Sportlers nach sich zieht.

 

Hemmung der Prostaglandine

Darüber hinaus sind die möglichen Nebenwirkungen zu beachten, die auch schon bei den üblichen und häufig eingenommenen Schmerzmedikamenten mit den enthaltenen Wirkstoffen Ibuprofen und Diclofenac auftreten können.

Hierbei handelt es sich um sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die durch Hemmung der Cyclooxygenase-Enzyme (COX) die Bildung von Prostaglandinen hemmen. Prostaglandine sind Gewebshormone, die Schmerzen, Entzündungen und Fieber verursachen können. So bildet der Körper zum Beispiel bei einer akuten Verletzung Prostaglandine, die an den Schmerzrezeptoren der Nervenenden andocken und ein Signal auslösen, auf das das Gehirn mit Schmerzempfindung an der verletzten Stelle reagiert.

 

Verstärkung der Nebenwirkungen durch Sport

Diese Prostaglandine haben aber im Körper nachweislich auch positive, schützende Eigenschaften und ihre Hemmung kann sich somit auch ungünstig auswirken. Dies erst recht unter sportlicher Belastung, da die inneren Organe, zum Beispiel der Magen-Darm-Trakt und die Nieren, hierbei durch die auftretenden Erschütterungen sowie durch den gleichzeitigen Flüssigkeits- und Salzverlust (bedingt durch das vermehrte Schwitzen) unter Stress stehen und deshalb empfindlicher werden, was sich dann manchmal auch mit Mikroblutungen äußert.

 

Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt

Im Magen-Darm-Trakt, der während dem Sport zu Gunsten einer besseren Durchblutung der beanspruchten Skelettmuskulatur ohnehin schon unterversorgt ist, schützen die Prostaglandine die Schleimhaut und erhöhen deren Barrierefunktion, so dass die Hemmung dieser Hormone durch die Schmerzmitteleinnahme neben Blutungen, auch zu Krämpfen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle führen kann.

 

Nebenwirkungen in den Nieren

In den Nieren beruht die protektive Funktion der Prostaglandine auf die Erhöhung des Blutflusses und die Verbesserung der Ausscheidung von Schadstoffen. Fehlt dieser Schutz und gelangt zusätzlich noch Muskel-Eiweiß (Myoglobin) durch Zerfall überlasteter quergestreifter Muskulatur (Rhabdomyolyse), zum Beispiel als Folge eines Übertrainings, ins Blut, können die Nierenkanälchen verstopfen, was in einem akuten und lebensbedrohlichen Nierenversagen enden kann.

 

Nebenwirkungen im Herzen und Gehirn

Dramatische Nebenwirkungen können die nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) auch im Gehirn und im Herzen haben. Sie führen zu einem Anstieg des Blutdruckes, der unter sportlicher Belastung ohnehin schon steigt, und somit zu einem erhöhten Druck in den Gefäßen, mit der, vor allem bei vorbelasteten Personen, daraus resultierenden Gefahr eines Schlaganfalles oder eines Herzinfarktes.

Außerdem steigt bei NSAR-Einnahme das Risiko für eine Hyponatriämie, also einer verminderten Natriumkonzentration im Blut, und damit auch die Gefahr einer Hirnschwellung, eines sogenannten Hirnödems. Dieses Risiko ist bei Sportler, insbesondere in Ausdauersportarten und bei hohen Außentemperaturen, noch höher, da durch das vermehrte Schwitzen und dem gleichzeitig oft maßlosen Trinken von für Sportler ungeeigneten Getränken bzw. von Wasser mit zu niedrigem Natriumgehalt, die Hyponatriämie noch weiter verstärkt wird (Verdünnungseffekt).

 

Fazit

Der Einsatz von entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten, sogenannter nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen und Diclofenac, ist im Sport bei entsprechender Indikation (und dazu gehört nicht die prophylaktische Einnahme), unter Beachtung der Dosierung, des Einnahmezeitraumes und möglicher Kontraindikationen, möglich, jedoch sollten die (vor allem unter sportlicher Belastung verstärkten) potentiellen Nebenwirkungen, insbesondere bei kurzen hohen und langen niedrigen Dosierungen, bekannt sein.

Darüber hinaus sind vor allem in der Behandlung von chronischen Schmerzen die Schmerzursachen in allen Ebenen sauber abzuklären, dem Athleten zu erläutern und ungünstige Faktoren soweit wie möglich zu beseitigen.

 

Da Sportler oft ohne Arztrücksprache Schmerzmittel in Eigenregie einnehmen und dies nicht, wie bei den auf der Dopingliste stehenden Substanzen, verboten oder kontrolliert werden kann, kommt es immer wieder zu einem Missbrauch, sowohl im Profi- als auch im Amateursport.

Daher ist in dieser Thematik, wie auch in puncto Ernährung, Verletzungsprophylaxe und Sofortmaßnahmen nach Verletzungen, unbedingt eine gute und umfassende Aufklärung notwendig!     

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis