Gefahren und Risiken beim Bodybuilding

 

Ab wann ist Bodybuilding gefährlich?

Ab dem Moment ab dem Bodybuilding zu chronischen Sehnenbeschwerden führt, wird es gefährlich.

 

Wie kommt es dazu?

Neben der fehlerhaften individuellen Belastungsgestaltung, z.B. einer unangemessenen Dosierung und Anpassung der Intensität und Dauer, einer ungünstigen Übungsauswahl, einem unausgewogenen und einseitigen Training oder beim Trainieren im ermüdeten Zustand, sind darüber hinaus ein unzureichendes Aufwärmen, eine ungenügende Regeneration sowie eine fehlerhafte Technik bei der Übungsausführung die häufigsten Ursachen für Verletzungen und Überlastungsschäden durch das Krafttraining.

 

Zu welchen gesundheitlichen Folgen kann es am ehesten kommen oder kommt es in jedem Fall?

Beim Krafttraining überwiegen die Überlastungsschäden, wobei am häufigsten die Sehnen an den Schultern, Ellenbogen und Kniegelenken betroffen sind. Diese können sich krankhaft verändern, was zu chronischen Schmerzen führen kann, oder im schlimmsten Fall auch reißen.

 

Welchen Einfluss kann Bodybuilding auf die psychische Gesundheit nehmen?

Wird das Krafttraining zu einer Sucht, und das ist nicht selten der Fall, so kann es negative Einflüsse auf die Psyche haben. Die Betroffenen sind davon besessen immer mehr Muskeln aufzubauen und scheinen nie zufrieden mit ihrem Körper zu sein. Unter dieser Körperbesessenheit kann schließlich das Privatleben leiden, Familie und Freunde werden vernachlässigt und auch im Beruf können Probleme auftreten. Teilweise entstehen dann auch Essstörungen, die gesundheitliche Folgen haben können.

Auf der anderen Seite kann aber ein behutsam aufgebautes, regelmäßiges und moderates Krafttraining die psychische Gesundheit positiv beeinflussen, was auch schon mit Studien belegt wurde. Mehr Energie, weniger Angststörungen, weniger Depressionen, eine bessere Stimmungslage und Befindlichkeit, ein besserer Umgang mit Stresssituationen, ein höheres Selbstbewusstsein, mentale Frische durch besserer Schlafqualität sowie die Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit sind willkommene positive Wirkungen.

 

Gibt es einen Unterschied zwischen natürlichem Bodybuilding und der Sportart in Kombination mit anabolen Substanzen? Oder sind beide gefährlich, wenn es bis zum Wettbewerb geht?

Der Unterschied zwischen beiden Arten des Bodybuildings ist der Gebrauch von anabolen Substanzen, wodurch ein Kraftsportler einen überdimensionalen Muskelzuwachs erreichen kann, während es beim Natural Bodybuilding eine physiologisch-genetische Grenze gibt.

In beiden Fällen kann es bei Dosierungs- und Technikfehler zu physischen oder bei Entstehung einer Muskelsucht möglicherweise auch zu psychischen Problemen kommen, wie zuvor auch schon erwähnt.

Im Grunde genommen ist Bodybuilding aber eine relativ verletzungsarme Sportart und das größte Risiko ist nicht das Bodybuilding selbst, sondern der Einsatz von unerlaubten Substanzen, was definitiv und unabhängig davon ob es im Rahmen einer Wettkampfvorbereitung passiert, schädlich ist. Anabole Steroide und Hormonpräparate greifen in das Gleichgewicht der Körperchemie ein und bringen teilweise drastische Nebenwirkungen mit sich.

 

Welche sind diese?

Anabolika haben unzählige unerwünschte Nebenwirkungen, die den Körper zerstören. Es kann schon mit Wassereinlagerungen und damit verbundener Gewichtszunahme anfangen oder Hautproblemen wie Akne. Es geht weiter mit gesteigerter Gereiztheit und Aggressivität, Gefühlsschwankungen, verminderter Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit, einer Störung des Hormonhaushaltes, Haarausfall, Erektionsstörungen, Impotenz sowie einer Virilisierung, also einer Vermännlichung, bei Frauen oder einer Gynäkomastie, einer Vergrößerung der Brust beim Mann, um nur einige zu nennen. Zudem erhöht sich das Risiko für Bänder- und Sehnenverletzungen während bei Jugendlichen durch eine frühzeitige Verknöcherung der Wachstumsfugen das Wachstum negativ beeinflusst werden kann.

Aber es sind darüber hinaus sogar noch weitaus schwerwiegendere Nebenwirkungen möglich, wie zum Beispiel ein erhöhtes Krebsrisiko, enorme Leberschäden und auch Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems mit unter anderem einer Herzmuskelhypertrophie, Bluthochdruck, einer Erhöhung der Blutfettwerte und Arterienverkalkungen bis zum tödlichen Herzinfarkt. 

In Studien zeigte sich bei Kraftsportlern mit Anabolika-Einnahme eine um das 4-5-fache erhöhte Sterblichkeitsrate.

 

Ist die Sportart Bodybuilding nicht zu empfehlen? Was sollte Sportlern geraten werden, die eine "Diät" für einen Wettbewerb machen wollen?

Prinzipiell spricht beim Erwachsenen nichts gegen ein Krafttraining, solange es vernünftig dosiert und korrekt ausgeführt wird. Auch gegen das Bodybuilding auf Wettkampfniveau gibt es unter gewissen Voraussetzungen keine Einwände. Auf alle Fälle sollte man aber unbedingt die Finger von Anabolika oder sonstigen unerlaubten Substanzen lassen.

Bei Kraftsportlern, die sich hinsichtlich einer „Kur“ oder „Diät“ an mich wenden, bedarf es eine genaue Aufklärung und Aufstellung eines individuellen Planes. Häufige Fehler treten beim sogenannten „Entwässern“ auf, zudem muss ganz klar vom Einsatz von Arzneimitteln abgeraten werden.

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis