Der „Pferdekuss“

 

Beim sogenannten „Pferdekuss“, oder auch „Eisbein“ genannt, handelt es sich um eine häufig bei Kontaktsportarten und meistens am Oberschenkel auftretende Muskelprellung.

 

Entstehung

Durch die stumpfe äußere Gewalteinwirkung, wie zum Beispiel durch einen Tritt oder einen Schlag, und die dadurch bedingte Zerstörung von Muskelgewebe und Gefäßen, tritt Flüssigkeit aus und es kommt zu einem Bluterguss im Muskel.

 

Symptome

Im ersten Moment ist ein Pferdekuss stark schmerzhaft und im Verlauf können in der betroffenen Region auch eine bläuliche Verfärbung sowie eine sichtbare Schwellung auftreten. Besonders unangenehm ist diese Verletzung am äußeren Oberschenkel, da die hier entlang ziehende straffe Sehnenplatte (Tractus iliotibialis) dem Druck eines darunter liegenden Hämatoms nur bedingt nachgeben kann.

 

Therapie

Von immenser Wichtigkeit ist eine adäquate Erstversorgung, die die üblichen Sofortmaßnahmen nach dem PECH-Schema (Pause, Eis, Compression, Hochlagerung) beinhaltet. Diese sollten schnell und korrekt angewendet werden, um so eine rasche Schmerzlinderung zu erreichen und vor allem eine weitere Einblutung zu vermeiden. Die dann nachfolgende Therapie richtet sich nach der Lokalisation sowie dem Ausprägungsgrad der Verletzung und ist individuell zu gestalten.

 

Komplikationen: Das Kompartement-Syndrom

Auch wenn es sich um eine häufige und eher unscheinbare Verletzung handelt, kann aus einem Pferdekuss, bei Eintreten von Komplikationen, großer Schaden entstehen. Wird beispielsweise der Druck durch das Hämatom zu groß, so können Blutgefäße und Nerven abgequetscht werden. Man spricht in diesem Fall von einem akuten „Kompartement-Syndrom“. Der hohe Druck sowie die Minderversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen können in der Folge zu einem Absterben von Muskelgewebe und von Nervenzellen führen. Dieser Schaden ist dann irreparabel, der betroffene Muskel wird somit nie wieder seine volle Funktionsfähigkeit erreichen können.

Der frühere Nationalspieler Christian Ziege musste zum Beispiel im Jahre 2002 notoperiert werden, da sich aus einem Pferdekuss ein gefährliches Kompartement-Syndrom entwickelt hatte.

Eine weitere Komplikation, die aus einem Pferdekuss entstehen kann und hier noch zu erwähnen wäre, ist die Verkalkung oder Verknöcherung des Hämatoms. Um das Risiko einer solchen Komplikation zu reduzieren, kann in der Therapie ggf. eine medikamentöse Prophylaxe (Ossifikationsprophylaxe) zusätzlich notwendig sein.

 

Fazit:

So harmlos auch ein Pferdekuss oft zu sein scheint, sind die richtige Erstversorgung sowie eine geeignete nachfolgende Therapie von großer Bedeutung. Hierdurch kann die Ausfallzeit deutlich verkürzt und das Risiko von teilweise folgeschweren Komplikationen reduziert werden. Das Aufsuchen eines Sportarztes, wobei durch eine Ultraschalluntersuchung das Verletzungsausmaß bestimmt und die optimale Therapie eingeleitet werden kann, ist immer ratsam. Dabei kann auch individuell der weitere Belastungsaufbau Schritt für Schritt besprochen werden. 

 

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis