Krafttraining im Kindes- und Jugendalter

 

Häufig kommt bei Fußballern im Kindes- und Jugendalter die Frage auf, ob und wieweit ein Krafttraining an Geräten sinnvoll ist. Ab welchem Alter ist ein zusätzliches bzw. integriertes Krafttraining zu empfehlen?

Bei Kindern und Jugendlichen ist ein Krafttraining immer möglich, jedoch sollte streng darauf geachtet werden, dass dieses auch altersgerecht durchgeführt wird und die verschiedenen Entwicklungsstufen berücksichtigt werden. Es sind somit unbedingt Kenntnisse über Besonderheiten der Entwicklung und Leistungsfähigkeit notwendig.

 

Welche Übungsformen sind hierfür am besten geeignet?

Abhängig von der Entwicklungsstufe sind zunächst spielerisch gestaltete koordinative Übungen mit Kraftinhalten zu empfehlen und ein gerätegestütztes Krafttraining erstmal abzulehnen. Eine spezielle Kindergymnastik ist sinnvoll, mit dann auch funktionsgymnastischen Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen, so dass Gelenke, Sehnen und Bänder nicht übermäßig belastet werden. Mit der Auflage der Technikbeherrschung und bedarfsgerechter Geräte, ist später auch ein gerätegestütztes Krafttraining möglich. Insbesondere beim Fußball wäre ohnehin überwiegend auf ein sogenanntes intramuskuläres Koordinationstraining Wert zu legen. Hierdurch soll nicht die Muskelmasse, sondern die „Leistung“ des Muskels gesteigert werden, indem dieser lernt, möglichst viele seiner Fasern anzuspannen. Zusätzlich soll durch ein intermuskuläres Koordinationstraining das Zusammenspiel der Muskulatur (Agonist zu Antagonist) gebessert werden.

 

Welche Fehler werden am häufigsten gemacht?

Wie bereits erwähnt, ist ein nicht altersgerechtes Training der größte Fehler, der in diesem Alter gemacht wird. Es muss klar sein, dass generell das Kinder- und Jugendtraining nicht ein in Umfang und Intensität reduziertes Erwachsenentraining sein sollte. Kinder sind nicht kleine Erwachsene!

Neben der fehlerhaften sowohl altersentsprechenden als auch individuellen (Berücksichtigung der Unterschiede in der körperlichen, kognitiven und sozialen Reife) Belastungsgestaltung, z.B. durch unangemessene Dosierung und Anpassung der Intensität und Dauer, unausgewogenes und einseitiges Training oder Trainieren im ermüdeten Zustand, sind darüber hinaus ein unzureichendes Aufwärmen, eine ungenügende Regeneration sowie eine fehlerhafte Technik bei der Übungsausführung die häufigsten Ursachen für Verletzungen und Überlastungsschäden durch das Krafttraining.

 

Welche Verletzungen treten speziell im Fußball durch ein fehlerhaftes Krafttraining häufig auf?

Ein allgemeines Krafttraining im Kinder- und Jugendalter kann sowohl einen leistungssteigernden Effekt haben (größere Stabilität sowie verbesserte Sprung- und Sprintleistungen) als auch Verletzungen sogar vorbeugen. Aber aufgrund der oben genannten Fehler, die beim Krafttraining gemacht werden, kann es zu einer mechanischen Überlastung kommen. So können zum Beispiel insbesondere Wirbelsäulenschäden, Wachstumsfugen- und Sehnenprobleme auftreten. Auch der Muskelkater, ein Überlastungsschaden der Muskulatur mit typischem Beschwerdebild, wäre hier zu erwähnen, vor allem weil er oft nicht ernst genommen wird und die Vorstufe einer größeren Muskelverletzung darstellen kann.

Speziell beim Fußball werden trotz der immensen Bewegungsvielfalt die fußballspezifischen Muskelgruppen zu monoton belastet. Dadurch werden andere Muskelgruppen abgeschwächt und es kommt sehr häufig zu muskulären Ungleichgewichten. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass diese durch gezielte Krafteinheiten nicht verstärkt, sondern eher ausgeglichen werden, um mögliche Folgen, wie zum Beispiel Leistenbeschwerden, Rückenschmerzen oder Knieprobleme, zu vermeiden.

 

Dr. med. Simeon Geronikolakis